Einmal um die Welt, bitte! Für alle, die von den Salty Brothers noch nicht gehört haben: Diese Crew ist eine lebendige Verschmelzung aus Abenteurern, die eine Leidenschaft für das Segeln und die Natur teilen. Nico, Steph und Robert sind enge Freunde, die sich gemeinsam dazu entschlossen haben, die Welt zu umsegeln – ein Vorhaben, das sie lang geplant haben und das nun Realität geworden ist. Wir von Click&Boat haben die drei interviewt! In diesem Blogartikel erhalten Sie spannende Einblicke in das Leben an Bord und erfahren, welche Herausforderungen die Freunde bei ihrer Pazifiküberquerung gemeistert haben!
Was war der Auslöser für euch, die Pazifiküberquerung zu beginnen und warum gerade jetzt?
Steph: Wir haben lange darüber nachgedacht, wann der richtige Zeitpunkt für dieses Projekt wäre. Nachdem wir einige Jahre gearbeitet und gespart hatten, fühlten wir uns bereit für dieses Abenteuer. Wir waren noch nicht durch feste Bindungen wie Karriere oder Familie stark gebunden, waren jung und gesund genug, um diese Herausforderung anzunehmen. Die Zeit schien einfach perfekt zu sein, um diesen Schritt zu wagen und unseren Traum von der Weltumsegelung zu verwirklichen.
Wie habt ihr euch auf die Überquerung des Pazifiks vorbereitet?
Robert: Wir starteten unsere Vorbereitung auf der Atlantikseite von Panama, wo wir die Durchfahrt durch den Panamakanal planten. Zwei Monate vorher meldeten wir uns bei der Kanalbehörde an und nutzten eine Marina als Treffpunkt für Segler. Dort organisierten wir unseren Proviant, überprüften Sicherheitsaspekte und erhielten wertvolle Tipps von der internationalen Seglergemeinschaft.
Die Unterstützung der Segler-Community war entscheidend. Auf den ABC-Inseln wie Curaçao und Bonaire bereiteten wir uns mental vor. Nach der Atlantiküberquerung wussten wir, was uns erwartete. Wir sagten immer, dass die Überquerung des Pazifiks wie die des Atlantiks ist, nur eine Woche länger – und dann sind wir da…
Nico: … und das hat ziemlich genau so hingehauen!
Hattet ihr vor der Überquerung Zweifel?
Steph: Nachdem wir schon einmal den Atlantik überquert hatten, wussten wir, was auf uns zukommt. Es gab keine Zweifel, aber man ist trotzdem damit beschäftigt, sich auf diese lange Reise vorzubereiten. Anfangs habe ich mich nicht so darauf gefreut, aber in den Monaten davor wusste ich einfach, dass es das Richtige für uns ist.
Nico: Am Anfang hatte ich nicht wirklich Lust, loszufahren. In den Monaten davor dachte ich mir, dass ich das jetzt echt nicht unbedingt brauche. Aber als es dann immer näher kam, so etwa 2-3 Wochen vorher, wurde ich langsam unruhig. Da habe ich mir gesagt, dass es jetzt schön wäre, endlich loszufahren, damit es erledigt ist. Es war so ein großes Ding, das uns die ganze Zeit im Kopf herumgegangen ist. Irgendwann wollte ich einfach nur noch los, damit wir es endlich hinter uns haben, denn es würde ja schon eine lange Zeit dauern.
Steph: Während der Vorbereitung, wenn man eine Woche lang nur Proviant bunkert und alle möglichen Arbeiten am Boot erledigt, merkt man erst, wie intensiv das Ganze ist. Bei uns hat sich die Kanaldurchfahrt verzögert und wir mussten noch eine Reparatur durchführen. Nach 2-3 Wochen ständiger Vorbereitung dachte ich mir immer mehr, dass ich jetzt einfach nur losfahren und unterwegs sein will. Am Ende war es gut so, denn irgendwann hat man richtig Lust, endlich loszulegen und unterwegs zu sein.
Wie kann man sich das Leben an Bord vorstellen und wie habt ihr die Aufgaben auf dem Pazifik verteilt?
Steph: Auf der Überquerung waren wir nicht zu dritt, sondern zu fünft. Meine Schwester und eine gute Freundin, die auch glücklicherweise Ärztin ist, waren dabei! Wir haben uns in der letzten Woche zusammen vorbereitet. Dieses Mal hatten wir für die Pazifiküberquerung einen ziemlich strikten Plan aufgestellt, ähnlich wie beim Atlantik.
Jeder hatte gleichberechtigt Wachdienst und andere Aufgaben. Wir haben zum Beispiel die klassischen Haushaltsaufgaben wie Abwasch und Reinigung gleichmäßig verteilt, damit nicht jeden Tag neu entschieden werden musste, wer was macht. So war alles ziemlich ausgeglichen, auch beim Kochen: Jeder hat gekocht, wenn er Lust hatte, und es war in Ordnung, wenn jemand weniger gemacht hat, weil es nicht seine Leidenschaft war. Die Aufgabenverteilung war insgesamt sehr fair.
Robert: Das Leben an Bord richtet sich maximal nach dem Wetter, besonders nach Wind und Wellen. Je mehr sich das Boot bewegt, desto unkomfortabler und schwieriger wird alles. Selbst einfache Aufgaben, wie Wasser in die Trinkflasche zu füllen, werden fast unmöglich. Man muss sich ständig festhalten, sonst fliegt man durchs Schiff. Die ersten zehn Tage von Panama bis Höhe Galapagos waren ungemütlich, weil der Wind schräg von vorne kam. Danach, in den stabilen Passatwinden, war es viel angenehmer, mit wenig Wellen, schönem Wetter und weniger Wind. Da passiert dann an Bord auch viel mehr.
Gab es auch Zeiten der Langeweile oder war immer etwas zu tun?
Nico: Langeweile war für mich kein großes Problem. Bei der Atlantiküberquerung hatte ich Angst, dass mir langweilig wird, daher habe ich viele Serien, Hörbücher und Musik heruntergeladen. Das hat gut funktioniert. Es ist überraschend, wie beschäftigt man ist. Viele denken, man sitzt 30 Tage herum und wartet, aber es gibt immer etwas zu tun. Selbst einfache Aufgaben dauern lange und sind aufwändig. Der Tag vergeht schnell, mit Kochen, Nachtwache und so weiter. Zum Ende hin war ich aber froh, dass wir ankamen!
Robert: Unsere Freundin hat während der ruhigen Phase oft aufwändige Gerichte gekocht und wir haben mittags auch manchmal Kuchen gegessen. Nachmittags saßen wir im Cockpit, ruhten uns aus, machten Reparaturen und so weiter. Gegen Ende hatten wir wieder hohe Wellen und starken Wind. Dann wurde alles so anstrengend, dass wir meistens nur noch abgewartet haben. Man saß zusammen, quatschte, hörte Musik oder Podcasts, und schaute Serien. Das Leben an Bord ist wirklich maximal vom Wetter abhängig!
Was war das aufregendste Erlebnis während der Überquerung?
Steph: Das Highlight unserer Pazifiküberquerung für mich war die Begegnung mit einem dänischen Schiff. Wir hatten sie schon in der Shelter Bay getroffen und sie waren einen Tag vor uns losgefahren. Sie hatten einen riesigen 80-Kilo-Thunfisch gefangen und angeboten, uns etwas abzugeben. Wir organisierten eine Übergabe mitten im Ozean.
Es dauerte einen ganzen Tag, bis wir uns gefunden hatten, da wir beide in die gleiche Richtung segelten. Schließlich ließen sie den Thunfisch an einer Boje ins Wasser und wir sammelten ihn auf. Als Dankeschön gaben wir ihnen Zimtschnecken und ein Polaroid zurück. Es war unglaublich, jemanden mitten im Nichts zu treffen.
Wie war das Gefühl, wieder Land zu sehen und anzukommen?
Nico: Ankommen war überwältigend! Wir erreichten nicht direkt die Stadt, sondern eine kleine Bucht, wo ein Pärchen aus der Shelter Bay Marina war. Es war lustig, weil wir unsere verschimmelten Signalflaggen zum Trocknen aufhängen mussten und so komplett beflaggt in die Bucht einfuhren. Dadurch sahen alle sofort, dass wir gerade angekommen waren. Das Pärchen begrüßte uns mit einer Signaltröte, andere pfiffen und winkten. Es war ein tolles Gefühl, nicht allein anzukommen, sondern von anderen begrüßt zu werden.
Das erste Mal an Land war auch besonders. Ich setzte mich in den Sand und ließ ihn durch meine Finger rieseln. Die Bucht sah aus wie aus einem Bilderbuch oder einer Postkarte, klischeehaft und kitschig, aber wunderschön!
Nach der Paziifküberquerung: Wie geht es weiter und wie habt ihr eure Weltumseglung geplant?
Robert: Ja, wir haben unsere Route ziemlich genau geplant. Wir machen die Weltumseglung auf der Barfußroute in drei Jahren. Dabei halten wir uns an die besten Windzeiten, zum Beispiel überquert man den Atlantik am besten zwischen November und Januar. Für den Pazifik gibt es auch optimale Zeiten, deswegen sind wir jetzt hier. Unser Plan ist, noch eine Weile hier zu bleiben, dann nach Tahiti zu segeln und dort etwa acht Wochen zu verbringen. Danach geht es weiter Richtung Westen, sodass wir Ende Oktober oder Anfang November in Neuseeland oder Australien sind, um die Zyklonsaison zu vermeiden.
In Neuseeland hat Nico schon einen Liegeplatz in Auckland reserviert. Das Boot bleibt dort ein paar Monate bis Anfang Mai 2025. Nico wird auf dem Boot bleiben und in Auckland arbeiten, während Steph und ich nach Deutschland zurückfliegen, um zu arbeiten und Familie und Freunde zu besuchen. Im nächsten Jahr kommen wir dann rechtzeitig zurück, um das Boot für die Weiterfahrt vorzubereiten.
Dann segeln wir über Fidschi, Neukaledonien, Indonesien, Singapur, Malaysia und Sri Lanka. Wir hoffen, durch den Suezkanal ins Mittelmeer zu fahren, abhängig von der politischen Lage. Sollte das nicht möglich sein, müssten wir unsere Pläne überdenken und eventuell um Kapstadt und Afrika herum segeln, was etwa ein Jahr länger und einige tausend Seemeilen mehr bedeuten würde.
Was möchtet Ihr der Segel-Community weitergeben?
Robert: Es ist wichtig, Spaß an der Natur und am Wasser zu haben und flexibel zu sein, da man stark von den Wetterbedingungen abhängig ist. Auf langen Segeltrips wie unserem müssen wir oft flexibel bleiben.
Man lebt stark mit den Naturgewalten und Elementen, das Wetter bestimmt alles. Man muss sich anpassen können, wenn der Wind sich ändert oder das Wetter schlechter wird. Es ist naturverbunden, aber auch herausfordernd, da man oft Pläne überdenken muss.
Steph: Wenn man mit dem Gedanken spielt, auf einem Boot zu reisen, entdeckt man Orte auf eine besondere Art. Ankunft am Meer fühlt sich anders an als mit dem Flugzeug oder über Land. Es ist langsamer und ursprünglicher, man wird gesehen und empfangen, was beim Fliegen oft fehlt.
Nico: Auch als Segelanfänger kann man einen Segelurlaub machen und viel lernen. Man kann das alleine machen und hat trotzdem eine großartige Zeit. Teamfähigkeit ist entscheidend auf einem Boot, Egoismus funktioniert nicht, alle müssen kompromissbereit sein.
Wir bedanken uns bei den drei und drücken ihnen fest die Daumen für eine erfolgreiche Weltumseglung! Schauen Sie gerne bei ihren Social Media Kanälen vorbei, um mehr von ihrer Pazifiküberquerung und spannenden Abenteuern zu sehen:
Falls auch Sie jetzt vom Segelfieber gepackt wurden, sollten Sie erwägen, selbst einmal auf einem Boot mitzusegeln (oder sogar den Pazifik zu überqueren) und diese einzigartige Erfahrung zu machen!
Finden Sie das Leben an Bord genauso spannend wie wir? Dann lesen Sie unser Interview mit Annika und Eric – einem Paar, das seinen Lebensstil komplett verändert hat und nun auf hoher See lebt!