Mit dem Wind nach Hawaii – das ist der große Traum der zwei Abenteurer Elena und Ben. Seit 5 Jahren leben die beiden bereits auf Ihrem schwimmenden Zuhause „Ohana“ und besegeln zusammen die Welt. Mit dem Drang nach Freiheit und Abenteuer, entschlossen sie ihr Leben auf Ihrem 38 Fuß Katamaran weiterzuführen und ihrem Traum nachzusegeln.
Wir durften die beiden rund um ihr Leben an Board interviewen!
Wie kam es dazu, dass Ihr den Entschluss gefasst habt, alles zu verkaufen/spenden und euer Leben auf einem Katamaran weiterzuführen?
ElenaundBen: Elena hat in einer Stadtwohnung in der Nähe von Köln gelebt und damals Lehramt in Köln studiert. Ben war Tontechniker, ebenfalls im Kölner Raum. Wir haben unabhängig voneinander schon immer gemerkt, dass wir nicht so richtig in das „normale Konzept“ der Gesellschaft passen und konnten uns für unser Leben keinen 9/5 Job vorstellen. Wir haben uns immer danach gesehnt, zu reisen und die Welt zu entdecken.
Wir haben uns vor 5 Jahren kennengelernt und sofort gemerkt, dass wir die gleichen Vorstellungen und Wünsche vom Leben haben. Mit einem Leben auf dem Boot konnten wir plötzlich alles vereinen – den Drang nach Abenteuer und den Wunsch nach einem Zuhause.
Wie habt ihr eure Leidenschaft für das Segeln entdeckt und euren Traum, nach Hawaii zu segeln, entwickelt?
ElenaundBen: Ben hat seine Leidenschaft für das Segeln schon sehr früh entdeckt. Nach seinem Studium in Australien ist er mit seinem Kumpel damals gemeinsam 5 Jahre lang um die Welt gesegelt. Danach war für ihn klar: Beruflich muss er etwas mit Segelbooten machen und hat 2019 dann angefangen Charterreisen anzubieten.
Elena war vorher noch nie auf einem Segelboot gewesen, aber nachdem sie das erste Mal an Bord war, wollte sie nie wieder runter und hat direkt weitere Reisen bei Ben gebucht.
Das Leben auf dem Boot hat uns noch viel freier und unabhängiger gemacht. Wir lieben die Ruhe hier auf dem Wasser und das Leben mitten in der Natur. Man hat sein kleines Schneckenhaus immer dabei, man muss sich nirgendwo „neu einleben“ und fühlt sich überall gleich zu Hause. Mit dem Wind zu reisen bedeutet, dass man recht langsam unterwegs ist (Reisegeschwindigkeit etwa 5 Knoten/11 km/h). Man kann schon mal ein paar Tage unterwegs sein, oder auch ein paar Wochen. Wenn man dann am Ziel ankommt, weiß man, wie groß die Welt ist. Und das ist gut so. Man hat Zeit, zu entschleunigen.
Wir wollten beide unabhängig voneinander immer schon mal nach Hawaii. Wir haben direkt schon bei unserem ersten Treffen darüber philosophiert und Ben hat damals dann spaßeshalber gesagt: „Komm, dann segeln wir einfach gemeinsam dorthin!“
Das ist also unser gemeinsames Traumziel. Aber bis nach Hawaii sind es von hier in Griechenland ziemlich genau 10.000 Meilen Luftlinie. Das bedeutet mindestens 5–6 Monate Durchsegeln. Auf dem Weg liegen allerdings noch die schönsten Länder dieser Welt und wir wollen keins davon verpassen. Also rechnen wir mit mindestens 5 – 10 Jahren, bis wir auf Hawaii ankommen.
Was ist die Bedeutung und Inspiration hinter dem Design eines Traumfängers und eines Kompasses auf eurer Ohana?
ElenaundBen: Ohana heißt „Familie“ auf Hawaiianisch. Unser großer Traum ist es ja, eines Tages mit Ohana nach Hawaii zu segeln, daher der Name.
Als wir unseren Katamaran gekauft haben, wussten wir sofort, dass wir ihn nicht weiß lassen können, so wie jedes andere Segelboot auch. Es sollte persönlich werden, es sollte zu unserem Boot werden. Der Traumfänger hat uns auf unseren Wegen immer begleitet und beschützt.
Elena hat damals einen ersten kleinen Entwurf auf unsere Ohana gemalt mit den Worten:
„Auf dass all die wundervollen und guten Träume, die Liebe und die Hoffnung durch das Netz hindurch gehen und bei uns an Bord bleiben werden und auf dass all die bösen Träume, der Hass und die Missgunst in den Federn hängen bleiben und vom nächsten Wind weggeweht werden“.
Wie sieht euer typischer Alltag auf der Ohana aus?
ElenaundBen: Unsere Mini-Routine: Nach dem Aufstehen trinken wir erstmal gemeinsam Kaffee. Ohne Kaffee geht gar nichts. Dann überprüfen wir (fast jeden Tag!) den Wetterbericht und Windy und schauen nach dem Wind. Der verändert sich ständig und bestimmt unseren Tagesplan. Egal, ob wir weiterreisen oder vor Anker liegen, wir sind vom Wind abhängig. Wenn es zum Beispiel zu stürmisch wird und der Wind auflandig kommt, wir aber in der Gegend bleiben möchten, müssen wir die Bucht wechseln.
Beim Frühstück besprechen wir den Tagesplan. Müssen wir vor der nächsten Segel-Etappe noch wichtige Bootsreparaturen machen? Oder steht eine Werbe-Kooperation an, für die wir für einen Kunden noch Content produzieren müssen? Machen wir einen Ausflug oder gehen wir surfen? Oder bleiben wir doch an Bord bei unserem Kater Findus, nehmen unseren Podcast auf und arbeiten an unserem Onlineshop?
Abends treffen wir oft Freunde, die selber auf ihren Booten oder im Van wohnen und reisen und die wir unterwegs kennengelernt haben. Oder wir sitzen gemütlich im Cockpit von OHANA und erzählen Geschichten bis spät in die Nacht.
Es gibt eigentlich nur eine Regel beim Segeln: When you sail, never stick to the plan. Es kommt immer anders, als man denkt und plant. Aber das ist auch das Schöne daran.
Wie wir gesehen haben, habt ihr auch eure eigene Fashion Brand. Wie schafft ihr es, das berufliche und private Leben auf einem Katamaran zu managen?
ElenaundBen: Ich denke, es unterscheidet sich kaum von einem „normalen“ Homeoffice in einer Wohnung oder in einem Haus. Wir sagen immer, damit die Leute es sich besser vorstellen können: Wir haben etwa eine 45 m2 Wohnung mit einem 50 m2 Balkon und einem RIESEN Vorgarten (dem Ozean). Wir haben 2 Bäder, 4 „Zimmer“ und eine Wohn-Küche.
Wie jeder Selbstständige, der auch noch von Zuhause aus arbeitet, weiß man, dass es fast unmöglich ist, Berufliches und Privates zu trennen. Es verschwimmt immer alles ineinander. Deswegen muss man aufpassen, dass man sich Pause gönnt und auch mal „Urlaub“ macht (auch wenn viele denken, dass wir auf unserem Katamaran ja 365 Tage im Jahr Urlaub machen)
Ist das Leben auf dem Katamaran so, wie ihr es erwartet habt, oder gab es unvorhergesehene Herausforderungen?
ElenaundBen: Das Leben auf unserem Katamaran ist so viel besser, als wir es erwartet hätten. Wir können uns aktuell keinen besseren Ort zum Leben vorstellen. Keine Wohnung, keinen Van, keine Villa am Strand … wir haben ja schließlich etwas viel Besseres – wir haben eine schwimmende Wohnung! Mal in Griechenland, mal auf Sardinien, dann auf den Kanaren und dann in der Karibik.
Trotzdem gibt es immer wieder unvorhergesehene Herausforderungen, denen man sich stellen muss. Im Winter wird der Strom oft knapp. Wir leben ja komplett autark auf unserem Segelboot, wir produzieren unseren Strom allein mit Solarenergie und unser Trinkwasser stellen wir dank unserer Entsalzungsanlage her. Auch hierfür nutzen wir den Strom der Solaranlage. Wir haben keinen Generator oder sonstige andere Quellen.
Das heißt, wenn es im Winter längere Zeit regnet, wird der Strom knapp. Außerdem fehlt es oft an geschützten Buchten mit sandigem Grund, in der wir uns bei Sturm Schutz suchen müssen. Oft muss man also lange Segeltouren in Kauf nehmen, damit man wirklich sicher liegt.
Wieso habt ihr euch für einen Katamaran entschieden anstatt für ein Segelboot?
ElenaundBen: Wir hatten keinerlei Erfahrung mit einem Katamaran, bis wir im September 2019 einmal eine Segelreise mit Freunden auf einer Lagoon 380 gemacht haben. Das hat uns sofort sehr beeindruckt.
Die Gründe, die uns überzeugt haben:
- Salon rundum Sicht, das viele Licht und die Helligkeit haben uns einfach total fasziniert
- so viel mehr Platz: nicht nur für Solar, sondern auch viele verschiedene “Räume” in die man sich auf unterschiedlichen Ebenen zurückziehen kann
- mehr Stabilität nicht nur beim Segeln, sondern vor allem auf vor Anker: durch die zwei Rümpfe rollen wir nicht mehr so viel in der Bucht, das ist besonders angenehm, da wir ja nicht nur hier drauf Urlaub machen, sondern dauerhaft Leben und Arbeiten
Welche Vor- und Nachteile seht ihr im Leben auf einem Katamaran im Vergleich zum Leben auf dem Land?
ElenaundBen: Man ist immer voll und ganz der Naturgewalten ausgesetzt. Die Stürme. Wenn man auf dem Boot lebt, lebt man komplett im Einklang mit der Natur. Das bedeutet auch, dass es mal ganz schön unangenehm werden kann. In vielen Buchten wird es dann im Sturm schnell chaotisch, andere Boot driften ab, wenn der Anker nicht hält und crashen ineinander und man selbst muss aufpassen, dass das eigene Boot nicht abdriftet, wenn es zu stürmisch wird. Man kann sich in solchen Zeiten dann auf jeden Fall auf viele schlaflose und sorgenvolle Nächte einstellen.
In einem Sturm hat uns mal ein umher treibendes Wrack gerammt und fast hätte es uns auf eine Felswand getrieben. Das war ganz schön beängstigend und wir mussten die ganze Nacht gegen die Naturgewalten kämpfen, egal ob man völlig übermüdet und kraftlos irgendwann ist.
Aber wir haben gelernt, dass man alles schaffen kann. Der Körper kann in solchen Extremsituationen enorme Kräfte entwickeln.
Man lebt immer zu 100% mit der Natur. Was eben auch mal ein Nachteil sein kann, ist vor allem eines der schönsten Vorteile. Man spürt jeden Sonnenstrahl viel intensiver, man ist sich jeden Regen bewusst und nimmt das Meer um sich herum viel deutlicher war. So nah an der Natur zu leben und mit der Natur zu leben, ist etwas ganz besonderes für uns.
Wie kann man sich ein Leben auf dem Katamaran finanzieren?
ElenaundBen: Zunächst einmal muss es nicht immer direkt ein großer Katamaran sein… Nein, Segeln ist gar nicht so teuer, wie viele denken. Ben ist damals schon mit einem Boot um die Welt gesegelt, das 11.000 Euro gekostet hat. Segeln ist oft nur dann teuer, wenn man es zusätzlich zu einer Wohnung besitzt. Ein Marina-Platz kostet teils 100 Euro pro Nacht, oftmals sogar noch mehr.
Aber auf einem Boot zu leben anstatt in einer Wohnung, das kann günstig sein. Natürlich ist der Bootskauf eine Investition, aber dafür ist das Leben vor Anker komplett umsonst. Durch unsere Solaranlage sparen wir uns die Stromkosten und unser eigenes Trinkwasser produzieren wir ja auch.
Dann fallen eigentlich nur die ganz normalen Kosten an wie: Lebensmittel, Versicherungen etc., wie bei jedem anderen auch. Aber ja, natürlich braucht man im Normalfall schon einen Job, den man von seinem Homeoffice aus erledigen kann.
Aber wir kennen auch einige Segler, die leben auf ihrem Segelboot und fahren jeden Tag rüber an Land zu ihrem Job im Café. Alles ist möglich! Wir arbeiten jetzt seit über 3 Jahren vom Boot aus.
Die ersten zwei Jahre haben wir unser Geld mit Segelreisen verdient. Wir haben gemeinsam unsere eigene Firma “Ohanareisen” gegründet und wöchentlich zahlende Gäste mitgenommen. Danach haben wir all unser Erspartes in unseren Onlineshop: www.elenaundben.de gesteckt. Zusätzlich verdienen wir noch unser Geld mit Social Media, wir erstellen Content für verschiedene Firmen und nutzen die Plattformen YouTube und Instagram.
Wir haben uns unseren Katamaran auch nicht “einfach so” gekauft, sondern wir haben einen großen Kredit dafür aufgenommen, den wir monatlich abzahlen. Anders wäre es für uns gar nicht möglich gewesen.
Gibt es noch Erfahrungen, die ihr gern teilen würdet?
ElenaundBen: Das Leben ist schön
Haben wir Ihr Interesse an Katamaranen geweckt und wollen Sie mehr erfahren? Dann lesen Sie gerne auch unseren Blogbeitrag über „interessante Katamaranfakten“ durch und begeben auch Sie sich auf Ihr nächstes Abenteuer mit Click&Boat.