Einfach mal drauflos segeln – dieses Lebensmodell führen Annika und Eric. Das junge Paar aus dem Sauerland lebt frei von Erwartungen und hat sich den Traum eines eigenen Bootes dieses Jahr erfüllt. Mit Ihrem Segelboot „Karl“, einer Beneteau First 38, segeln die beiden seit März durch das Mittelmeer und haben schon einiges erlebt!
Wir haben Annika und Eric rund um Ihren Alltag und Ihre Erfahrungen auf „Karl“ interviewt!
Wie wurde euer Interesse am Segeln geweckt?
Eric: Ich war damals zwei Jahre bei der Bundeswehr und hab mir danach relativ spontan ein Segelboot in Kroatien gekauft, bevor ich überhaupt einen Segelschein hatte. Davor bin ich einmal Hand gegen Koje von Gibraltar, nach Marokko und über Madeira mitgesegelt. Damals konnte ich noch nicht wirklich segeln und mein Boot war eher so eine Art Dauercampingplatz in Kroatien. Dort in Istrien waren viele Österreicher und Deutsche, die mir das Segeln nach und nach beigebracht haben. Nach einigen Törns und ganz viel Lernen war dann leider aber das Geld alle!
Annika: Nachdem Eric bei der Bundeswehr war und auf seinem Segelboot gelebt hat, kam er zurück in die Heimat und wir haben nach fünf Jahren ohne Kontakt, nach mehreren Treffen einen gemeinsamen Nenner gefunden: Reisen, Surfen, Yoga und in der Natur sein. Wir haben dann einfach gesagt, lass doch mal mit dem Campervan durch Südeuropa fahren. Bis vor Anfang März habe ich fast nichts mit dem Segeln zu tun gehabt! Wir waren letztes Jahr das erste Mal auf einem Boot, bei einem Segeltörn in Kroatien! Ich wollte mich davon überzeugen, dass Eric segeln kann und deswegen haben wir ein Skippertraining gemacht. Und alles andere wollte ich dann von Eric lernen. Uns hat das Ganze sehr gut gefallen und wir haben uns entschieden es einfach auszuprobieren!
Wie ist es zu dem Entschluss gekommen euer Segelboot Karl zu kaufen?
Eric: Die Campervan-Zeit an sich war sehr prägend, was das Reisen anbelangt. Wir haben beide gemerkt, dass wir nicht so die Backpacking-Reisemenschen sind. Wir brauchen immer sowas wie einen Rückzugsort und das hat uns beim Campervan supergut gefallen – mit dem Zuhause zu reisen.
Annika: Wir haben damals nach unserer Campervanreise den Entschluss vor circa 2 Jahren gefasst erstmal nach Mainz zu ziehen, aber dann haben wir schnell gemerkt, wir brauchen wieder etwas mehr Natur. Was uns eben sehr gefallen hat, am Campervan Leben ist, das autark sein! Dieses frei und unabhängig sein! Damals wollten wir noch nicht sesshaft werden und immer am Meer sein. Dann war die Kombination mit dem Boot die beste Alternative. Damit können wir noch unabhängiger sein und komfortabler leben.
Eric: Wir haben Karl im Februar gekauft und im März bezogen! Wir hatten uns einen sehr engen Zeitplan gemacht! Im April sind wir von Griechenland über Sizilien, Sardinien und die Balearen und jetzt nach Almerimar gesegelt. Ursprünglich war der Plan eine Atlantik-Überquerung im Winter, aber wir wissen seit circa Juli, dass wir diese noch nicht machen wollen.
Annika: Ich hätte mich jetzt auch noch nicht für eine Atlantik-Überquerung bereit gefühlt, weil ich ja erst seit einem Jahr segle und wir hätten beide jetzt nicht mehr die Kapazität dazu gehabt! Nach diesem einen Jahr auf so ein großes Projekt zu stürzen wäre etwas viel, da wir ja noch ganz viel Zeit in der Zukunft dafür haben.
Wie finanziert ihr euch das Leben an Bord?
Eric: Also primär leben wir im Moment noch vom Ersparten und unsere Haupteinnahmequelle ist im Moment Annika!
Annika: Genau, ich gebe Yogakurse und habe damit schon seit 2020 online angefangen und das immer weiter ausgebaut. Das ist wirklich ein Job, den ich super gerne mache. Im Moment ist es so, dass ich quasi ein bis zweimal die Woche einen online Kurs gebe und das wächst auch, da durch YouTube etwas mehr Leute darauf aufmerksam werden.
Eric: Von YouTube, Instagram oder von unserem Onlineshop wird momentan erstmal so wenig eingenommen, dass es schön als Taschengeld zu haben ist, aber man sich nicht den Lebensstil damit mitfinanzieren kann. Aber allgemein muss man sagen, dass wir auch sehr Low-Budget unterwegs sind, weil wir sehr wenige Konsumausgaben haben. Der Lebensstil geht trotzdem nicht ohne das Ersparte. Denn es ist schon etwas anderes, wenn man die volle Verantwortung für ein Boot hat, weil es kann immer etwas kaputtgehen und darauf muss man total eingestellt sein.
Allerdings sind Reparaturen für uns auch eher ein Investment, weil es eben in das Boot, unser Zuhause, geht! Wie der Refit, den wir jetzt planen!
Was ist allgemein euer schönster Segelmoment?
Annika: Das hört sich jetzt ziemlich banal an, aber das Schönste am Segeln ist für mich, wenn man einfach raus an Bord geht und man putzt sich die Zähne draußen, man macht alles draußen, man ist mit dem Blick einfach immer über dem Meer. Das sind so Momente, in denen ich dann immer realisiere, wie schön es ist auf dem Meer zu leben. Man ist einfach immer unmittelbar in der Natur. Wenn man schläft, man hört immer den Wind und die Wellen. Das was ich sehr doll am Segelleben Liebe ist die Naturverbundenheit!
Eric: Wir haben dieses Jahr auch einen Wal in Sizilien gesehen, was nicht so typisch im Mittelmeer ist. Der für mich schönste Moment ist eigentlich immer, wenn wir Überfahrten machen und man nachts gar keine Lichteinstrahlung von irgendwelchen Städten oder Sonstigem hat. Mal wirklich diesen puren Sternenhimmel zu sehen ist mein favourite Moment! Nachtfahrten hatten wir jetzt noch nicht so viele zirka 9 Nächte über das Jahr, aber das war bisher immer magisch!
Was plant ihr fürs nächste Jahr?
Annika: Für dieses Jahr war es rückblickend gut, dass wir einen sehr strukturierten Plan hatten! Jedoch war es oft sehr viel Zeitdruck. Für nächstes Jahr wollen wir uns ganz bewusst noch keinen genauen Plan machen, wir lassen alles offen! Denn wir sehen das Ganze hier gerade mehr als Lebensmodell und nicht als begrenzte Reise an.
Das heißt, wir probieren gerade für uns das Lebensmodell Boot aus, testen uns da ein bisschen rein, was sich für uns gut anfühlt. Vielleicht geht es dann doch noch mal etwas weiter, auf die Kanaren oder so! Aber das Wichtigste ist, dass wir uns dafür Zeit nehmen. Wir lassen uns einfach treiben und alles auf uns zukommen!
Bereitet Ihr Euch momentan auf den Winterrefit vor oder seid ihr schon mittendrin?
Eric: Wir sind jetzt schon seit 3 Wochen in der Marina in Almerimar und haben schon viele Leute kennengelernt. Im Moment ist super viel los hier, weil sich die Leute für die Karibik, vorbereiten.
Annika: Wir planen für den Refit ein großes Projekt, die Sprayhood. Diese wollen wir selber bauen, weil wir momentan noch gar keine haben! Dazu muss man auch sagen, wir finden nicht nur segeln und Orte erkunden cool, sondern haben echt auch Spaß daran ein bisschen am Boot herumzuwerkeln. Das macht man aber auch lieber, wenn man Zeit hat und nicht unter Druck ist. Momentan werden auch noch die Innenwände gestrichen, also ganz viele DIY-Projekte.
Eric: Genau, wir wollen auch viele „kosmetische Sachen“ am Boot machen, die eigentlich nicht so relevant sind. Aber da wir hierauf leben, wollen wir es uns natürlich so gemütlich wie möglich machen.
Nächstes Jahr haben wir dann geplant, das Boot raus zu kranen. Wir wollen dann die ganzen Borddurchlässe, Seeventile und das Ruderlager tauschen. Das Boot wollen wir auch streichen, weil Karl ist von 1982. Annika sagt immer, wir haben ein Vintage weiß! Das war auch ein Grund, hier nach Almerimar zu gehen, denn wenn das Boot rausgekrant wird, können wir trotzdem auf dem Boot wohnen bleiben. Es gibt nämlich super wenig Marina, wo das erlaubt ist. So können wir noch etwas Geld zusätzlich sparen.
Was ist euer großer Segeltraum?
Annika: Unser Ziel ist “as free as the Ocean” zu sein, sich auszuprobieren und frei von Erwartungen zu sein. Weil wir haben gemerkt, dass vor allem letztes Jahr sehr durchgeplant war und wir dasselbe wie an Land gemacht haben. Dieses Schnelllebige, immer weiter und immer höher kommen. Deswegen ist unser Plan für die Zukunft genau das Gegenteil. Mehr Ruhe, einfach mal den Moment leben und sehen, wo der Wind uns hinbringt!
Eric: Genau, aber trotzdem würde ich sagen, habe ich ein Traumziel. Und zwar in Panama, die San-Blas-Inseln würde ich schonmal gerne sehen! Und allgemein haben wir noch nicht so viel Taucherfahrung, aber auch Riffe wollen wir noch sehen! Weil wer weiß, vielleicht gibt es in 10 bis 20 Jahren gar keine Riffe mehr, die man einfach so besuchen kann.
Aber wir haben keine bestimmte Checkliste bzw. Bucketlist! Natürlich reizen uns bestimmte Ziele, aber wir verspüren keinen Druck uns für die Zukunft festzulegen. Wir bleiben offen für das was kommt, unerwartet ist oft am schönsten.
Was war das schlimmste, was euch bisher beim Segeln passiert ist?
Annika: Oh ja, das war das Vorsegelriss, am Anfang des Jahres!
Eric: Genau, wir waren in Kefalonia in Argostoli und es war ein Sturm mit 45 Knoten angesagt. Wir waren bereits seit 2 Wochen in einer sicheren Ankerbucht und haben auf Ersatzteile gewartet, weil unsere Kühlwasserpumpe vom Motor kaputt war. Als das Hauptgewitter vorbei war, wollte ich irgendwann weiter segeln und was Neues sehen.
Annika: Ja ich bin raus an Deck gegangen und so richtig gut fand ich das nicht und wollte noch etwas spazieren gehen, um das Ganze etwas herauszuzögern. Sogar unser Stegnachbar hat noch gefragt: Seid ihr sicher, dass Ihr los wollt? Und dann sind wir eben losgefahren!
Eric: Weil es wären nur knappe 15 Meilen (ca. 24 km), also ungefähr 3 Stunden Fahrt gewesen.
Annika: Ja, eigentlich nur 3 Stunden ….
Eric: Wir sind dann eben raus aus der Bucht und es waren sehr hohe Wellen. Aber ich dachte, dass wenn wir um das Kap sind, der Wind von hinten kommt und dann alles gut klappt! Wir hatten dann 9,3 Knoten Fahrt, was für unser Boot schon etwas schnell ist. Wir sind dann mit voller Genua draußen bei 25 Knoten Wind gesegelt, welche auch nur gemeldet waren. Es kamen sehr viele Böen mit zwischenzeitlich 40 Knoten und wir haben es nicht rechtzeitig geschafft das Vorsegel gut einzuräumen!
Eric: Das Segel ist zum Glück nicht komplett gerissen, aber eine Naht, was schon ein prägender Moment war! Da hat die Kommunikation gefehlt und ich habe mich einfach von den seglerischen Kenntnissen überschätzt.
Annika: Jetzt würden wir sagen, bei über 25 Knoten fahren wir nicht aus der Ankerbucht raus! Damals waren es 40 Knoten, aber gefühlte 80! Wir sind dann sicher in eine Bucht motort, aber das war schon ein sehr einschneidender Moment. Dieser hatte aber kommuniktionsmäßig einen großen Vorteil für das Segeln. Ich höre jetzt auf jeden Fall immer auf mein Gefühl. Daher ist beim Segeln auch das intuitive, sowie das rationale und eine klare Kommunikation wichtig. Das Boot ist wie ein Brennglas, man muss kommunizieren können. Ich hatte echt richtig Angst in diesem Moment!
Welche Tipps habt Ihr für das erste Jahr auf einem Segelboot?
Annika: Kein Zeitdruck. Im ersten Jahr keine Termine und keinen Zeitdruck setzen.
Eric: Man muss nicht unbedingt handwerklich oder seglerisch besonders gut begabt sein. Wir konnten tatsächlich sehr wenig vorher aber haben durch soziale Medien, Blogs und YouTube-Videos viel gelernt. Man kann alles alleine machen, ohne direkt Hilfe zu holen. Und man muss nicht immer überdenken, dass man perfekt segeln können muss und man brauch nicht einen perfekten Plan von Elektronik zu haben!
Annika: Aber was wichtig ist, man muss sich selbst vertrauen und sich trauen neue Sachen auszuprobieren! Scheitern ist komplett okay und man kann sich letztendlich trotzdem immer Hilfe holen. Und auch in Bezug auf Scheitern ist es wichtig, seine Grenzen zu kennen.
Am Anfang langsam machen, ein paar mal rausfahren, zurück in den Hafen, sich erstmal Zeit lassen. Erfahrung ist nötig für das Segeln! Also zusammengefasst: Vertrauen, sich nicht selbst überschätzen und kein Zeitdruck!
Was löst segeln in euch aus?
Annika: Freiheit – sehr klischeehaft, aber es ist einfach so! Es ist immer die Natur, die die Freiheit bringt – uns bringt das Meer Freiheit.
Eric: Beim Segeln als Hauptemotion Freiheit, die durch die Umgebung und die Natur wiedergegeben wird. Segeln ermöglicht diese besonderen Momente.
Annika: Die Natur aus einem Blickwinkel zu sehen, wie man sie von Land aus selten sieht – die Perspektive ist eine ganz andere an Bord.
Man hat immer die einzelnen Momente jeden Tag und nimmt alles dankbar auf. Jeder kann diese Erfahrungen machen, egal auf welchem Boot und wie lange man dort ist. Dieses Gefühl der Freiheit des Moments kann jeder erleben!
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