Jessie und Jan kommen aus Österreich bzw. Kiel, haben im Juli 2020 ihre Contest 48CS, die Adhara, gekauft und leben seit November 2020 Vollzeit auf dem Boot. Seitdem sind sie von England über die Kanaren, das Mittelmeer und die Kapverden bis in die Karibik gesegelt. Über ihre Reise berichten Jessie und Jan auf Instagram unter @sailingadhara sowie auf ihrem Blog.
Wir haben mit der Crew der Adhara gesprochen, als sie gerade in Dominica waren, um mehr über das Leben auf dem Segelboot und das Abenteuer einer Atlantiküberquerung zu erfahren.
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Wie habt ihr eure Leidenschaft für das Segeln entdeckt und euren Traum vom Segeln entwickelt?
Jan: Ich komme gebürtig aus Kiel und hab schon als Kind angefangen zu segeln. Das hat sich immer ein bisschen durchgezogen, obwohl ich von 15 bis 30 gar nicht so viel gesegelt bin. Dann hab ich Jessie auf der Kieler Woche kennengelernt.
Jessie: Ich komme aus Österreich, ich hatte also gar nichts mit Segeln am Hut, aber ironischerweise haben wir uns genau da kennengelernt.
Jan: Zu der Reise sind wir dann so gekommen, dass wir nochmal was Neues machen wollten, bevor wir Familienplanung und so weiter starten. Es gab verschiedene Möglichkeiten, wir hatten zum Beispiel auch über einen Van nachgedacht. Mein Traum war es aber eigentlich immer, mit dem Segelboot zu reisen. Dann konnte ich zum Glück Jessie davon überzeugen, dass ihr das auch gefällt.
Jessie: Jan hat immer schon ein paar YouTube-Kanäle verfolgt, ich wollte da aber eigentlich nie so richtig mitgucken, weil ich das so unrealistisch fand. Aber wenn man sich damit befasst und ein paar Fragen stellt, dann klingt es auf einmal doch irgendwie machbar vor der Rente. Also haben wir uns gesagt, wir geben uns ein Zeitlimit von zwei, drei Jahren, um das zu testen, und vielleicht passiert ja irgendwas unterwegs, dass man es länger machen kann. Aber wo wir jetzt so genau stehen, weiß ich auch nicht.
Ihr habt also für die Zukunft nicht den Plan, das weiterzumachen, oder hauptsächlich als Hobby?
Jessie: Segeln und Pläne machen gehen nicht wirklich gut einher. Es ist schwierig, diese Frage zu beantworten, weil man immer Phasen hat, einfach, weil alles so viel extremer ist beim Segeln. Wenn du eine gute Erfahrung hast, dann ist es die beste deines Lebens, aber wenn du ein paar schlechte Tage hast, dann sind es auch die schlimmsten Tage überhaupt. Die nennen wir dann auch die “Sell the boat days”, wo man sich denkt, was mache ich hier und wieso tue ich mir das an? Das hat auch viel mit Schlafqualität und dem den Elementen ausgesetzt sein zu tun. Manchmal will man sich auch nur auf sein Sofa legen und nichts mehr vom Boot wissen, aber das ist eben schwer. Also von daher schwankt das manchmal.
Wir haben jetzt vor, uns eine kleine Pause zu gönnen über die Hurricane Season, die fängt hier in der Karibik Ende Mai an bis November. Wahrscheinlich werden wir dann realisieren, dass wir so schnell wie möglich zurückwollen, also mal schauen. Ich glaube, die Frage beantwortet sich dann in ein paar Monaten, aber auf jeden Fall brauchen wir jetzt den Refresh.
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War das Leben auf dem Boot so, wie ihr es erwartet habt, oder gab es unvorhergesehene Herausforderungen?
Jan: Das ist ganz witzig, wir denken uns manchmal, wir hätten das eigentlich gerne aufgeschrieben, was wir erwartet haben, weil sich das so vermischt. Es ist definitiv anders, als man es sich vorstellt. Das Problem ist aber eher, wie Jessie schon gesagt hat, dass man nicht auf die Pause-Taste drücken kann. Man lernt, dass man damit umgehen muss, dass es manchmal nicht so gut läuft und man es dann durchziehen muss. Dafür läuft es danach umso besser.
Jessie: Man hat diese Idee davon, dass wir beim Segeln so eine Freiheit haben. Aber diese Freiheit ist schon stark bestimmt durch Wind und Wetter, und du kannst nicht immer das machen, was du willst. Du musst immer gucken: Was geht mit dem Boot, was schaffen wir überhaupt? Manchmal ist es vielleicht auch ein bisschen der Stress dahinter, dass das Wetter sich in 3 Tagen ändert und du dann vielleicht doch schon früher losmusst, als du wolltest.
Jan: Auf der anderen Seite war gestern zum Beispiel die Mondfinsternis, in solchen Momenten muss man sich dann wirklich zwicken. Da steht man hier irgendwo in der Karibik auf seinem Boot, schaut in den Himmel und sieht eine Mondfinsternis und kann es gar nicht fassen. Die Höhen und Tiefen wechseln sich extrem schnell und oft ab und man lebt sehr viel intensiver.
Jessie: Es ist nicht so einfach, wie ich davor dachte. Für Freunde zuhause klingt das so, als ob wir unser Leben lang Urlaub machen und dass wir den ganzen Tag nur in der Sonne herumliegen. Dabei ist es ein Vollzeitjob, so ein Boot am Schwimmen zu halten. Wir kriegen manchmal Sprüche, dass wir gar nicht so braun seien, aber ich kann die Tage, an denen ich hier in der Karibik in der Sonne lag, an einer Hand abzählen. Aber da sind wir vielleicht auch nicht der Typ für.
“Man lebt sehr viel intensiver.”
Ihr habt ja Anfang 2022 den Atlantik überquert und wart ganze 17 Tage unterwegs. Was war das für ein Gefühl?
Jan: Genau, also wir sind in Gibraltar losgefahren, von da nach Lanzarote, das waren 4 Tage [600 Seemeilen/1.111 km]. Dann von den Kanaren weiter auf die Kapverden, das waren 5 ½ Tage [823 Seemeilen/1.524 km] und von dort nochmal 17 Tage [2.254 Seemeilen/4.174 km] nach Martinique.
Jessie: Beim Atlantik war es tatsächlich genau nicht das, was wir erwartet haben. In der Mitte des Atlantiks ist man näher an der ISS dran als am nächsten Land. Das Gefühl setzt aber irgendwie nicht ein. Man ist relativ schnell außer Sichtweite von Land, und dann sieht einfach alles gleich aus, deshalb hat man dieses räumliche Gefühl gar nicht.
Jan: Man muss auch dazu sagen, wir hatten die ersten 11 Tage relativ ungewöhnliches Wetter. Also keine Passatwinde, wie man es erwartet, sondern wir hatten Flauten, Gewitter, relativ wenig Wind. Deshalb mussten wir auch ziemlich viel aktiv segeln, also haben ziemlich viel Segel gewechselt. Es war also nicht dieses einmal Segel einstellen und dann zwei Wochen nichts tun, wie es viele andere beschreiben, das hatten wir erst in den letzten 6 Tagen. Dadurch sind wir auch gar nicht so in den Rhythmus gekommen. Wir haben auch unterwegs jeden Tag so eine Art Reiseblog geschrieben, das war ganz schön für uns. Da konnten wir so ein bisschen selber Revue passieren lassen, was gerade passiert, weil sonst verschwimmen die Tage, mit dem Rhythmus, den man hat. Wir waren zu dritt, also haben wir immer 3 Stunden Wache und dann 6 Stunden Pause gemacht. Da ist natürlich die Uhrzeit irgendwann egal, weil du nach deinen Schichten lebst. Dieses Log schreiben war dann für uns immer das Zeichen, dass wieder ein Tag vergangen war.
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War es eine Erleichterung, als ihr auf Land getroffen seid, oder wart ihr auch ein bisschen traurig?
Jessie: Jan hat ja gesagt, dass wir dann erst in den letzten 5 Tagen die Passatwinde hatten, von denen wir geträumt haben. Da war das Segeln dann so schön, da hätten wir eigentlich noch weitersegeln können, weil wir uns dann da erst so richtig auf der Atlantiküberquerung gefühlt haben. Davor war es einfach nicht das, was man sich vorgestellt hat. Das heißt nicht, dass es schlecht war, aber wir waren einfach im Mindset noch nicht da. Dann in den letzten 6 Tagen war es so schön, dass es eigentlich noch länger hätte dauern können. Aber klar siehst du dann schon im Plotter, dass du richtig nah bist, auch wenn du noch zwei Tage hin brauchst. Da waren wir schon sehr aufgeregt. Wobei wir am Ende auch langsamer geworden sind, damit wir nicht nachts, sondern zu Sonnenaufgang ankommen. Das war aber schon ein cooles Gefühl, auch weil du ja schon andere Cruiser kennenlernst und die meisten verfolgen natürlich das gleiche Ziel, über den Atlantik zu segeln. Dann war es natürlich ein richtig cooles Gefühl, in der Anchorage anzukommen. Eine Freundin von uns ist mit dem Dinghy rausgefahren und hat uns bejubelt bei der Ankunft. Das war schon ein sehr, sehr schönes Erlebnis.
Jan: Viele kommen in Martinique an, da liegen ungefähr 300 Boote und die meisten, die von der Atlantiküberquerung kommen, steuern es an. Das heißt, da ist wirklich eine richtig coole Stimmung gewesen, weil jeder es geschafft hat. Viele hatten auch gar keinen Plan, was danach kommt, der große Plan war erstmal nur die Atlantiküberquerung. Ich weiß noch, wie wir zwei Wochen erst mal gar nichts gemacht haben, jeden Tag in Martinique ein Croissant gekauft haben. Danach hat dann jeder wieder seine eigenen Pläne verfolgt.
Wir hatten ein bisschen Pech bei unserem Start von den Kapverden. Unsere dritte Crew, der mit uns über den Atlantik gesegelt ist, hat an dem Tag, an dem wir dann lossegeln wollten, einen Anruf bekommen, dass er wahrscheinlich Corona hat. Das war zwei Stunden, bevor wir wirklich den Anker hochholen und lossegeln wollten. Dann haben wir überlegt, sollen wir jetzt losfahren? Wenn wir jetzt alle krank werden, wäre es natürlich extrem blöd, weil man ja auch nicht umdrehen kann. Dann haben wir uns entschlossen zu warten, und zwei Tage später waren ich und danach Jessie tatsächlich relativ schwer krank. Dadurch saßen wir also schon zwei Wochen zusammen vor Anker, ohne das Boot verlassen zu können, bevor wir überhaupt losgesegelt sind. Wir wären auch nicht losgefahren, wenn das Wetter irgendwie schlecht gewesen wäre, aber wir hatten schon ein bisschen Zeitdruck irgendwann. Dieses Jahr war ein ganz ungewöhnliches Wetter auf dem Atlantik, mit sehr vielen Flautenzonen. Wir sind also mit sehr wenig Wind losgefahren und waren dann auch zwei Tage mit 2,5 Knoten unterwegs, weil wir auch nicht am Anfang zwei Tage durchmotoren wollten. Das hat schon etwas an der Moral gezehrt, wenn das Ziel auf einmal 30 Tage entfernt ist und nicht 14, wie man es geplant hat. Bei mir hängt meine Laune dann sehr stark davon ab, wie das Wetter ist und wie schnell das Boot segelt.
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Hattet ihr auch eine Art Hüttenkoller zwischendurch?
Jessie: Vor Anker mehr! Die Tage vor Anker in Mindelo [Kapverden] waren schon hart, als wir in Quarantäne waren. Du siehst dann eben auch, wie die anderen wegfahren, im Wetterfenster, dass du dir eigentlich auch ausgesucht hast. Vor allem, weil du ja eigentlich auch so aufgeregt bist, loszufahren, und gerade schon losfahren wolltest, bis dieser Anruf kam.
Jan: Als wir dann losgefahren sind, war es gar nicht mehr so krass, weil wir ja schon mal fast losgefahren wären.
Jessie: Wir haben uns dann irgendwann gesagt, wir fahren jetzt einfach. Gefühlt war es also so, als wären wir in die nächste Ankerbucht gefahren statt über den Atlantik, weil wir dieses Gespräch schon so oft durch hatten.
Jan: Man lebt auch einfach in einer Bubble. Jeder, der da ist, ist nur da, weil er auch über den Atlantik segelt. Irgendwie bist du dann in dieser Bubble, wo eh alle dann fahren, und dann ist es gar nicht mehr so besonders.
Gibt es etwas, was ihr anderen Leuten raten würdet, die das Gleiche machen wollen? Würdet ihr alles nochmal genauso machen?
Jessie: Ich würde es auf jeden Fall nochmal machen.
Jan: Auf jeden Fall!
Jessie: Wir kriegen sehr viele Fragen mit “Wie viel kostet das” und so weiter, aber ich finde, das ist irgendwie die falsche Frage.
Jan: Es ist wirklich fast mit jedem Budget möglich. Wir kennen manche, die haben einen Fulltime-Job an Bord, die reisen dann natürlich viel langsamer. Wir haben uns damals ein, zweimal ein Boot mit Freunden gemietet und dann sind wir einmal auf die Kanaren geflogen, weil wir auch im Atlantik segeln wollten. Das ist halt schon anderes Segeln als im Mittelmeer. Dann sind wir da noch einmal eine Woche unterwegs gewesen und das war schon anders, weil man da dann auch mal drei Meter Welle und nicht so schönes Wetter hat.
Jessie: Ich war am ersten Tag so seekrank, dass ich gesagt habe: Nein, machen wir nicht. Ich habe mich da wirklich gefragt, das machen Leute zum Spaß? Es war aber auch ein schlimmer Kurs gegenan, im Regen, es war kalt, und ich war super seekrank. Dann hat die Skipperin mir zum Glück eine Anti-Seasickness-Tablette gegeben. Die anderen 6 Tage waren aber echt super schön.
Jan: Ich weiß gar nicht, was würde man raten? Es hängt natürlich viel davon ab, wie lange man das machen will und welches Budget man hat. Man kann es aber mit wirklich vielen Budgets machen. Wir kennen Leute, die fahren mit 2 Millionen € Katamaranen herum, aber wir kennen auch Leute mit Booten für 30.000 €.
Jessie: Ich würde auch sagen: Einfach machen.
“Ich würde sagen: Einfach machen.”
Also habt ihr nichts bereut?
Jessie: Nein, bereut haben wir nichts. Man muss einfach mal rausfahren, raus aus der Marina. Wir kennen zu viele, die einfach in den Marinas kleben bleiben und versuchen, ihr Boot zu perfektionieren.
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Gibt es noch Erfahrungen, die ihr gerne teilen würdet?
Jessie: Wir werden natürlich auch oft gefragt, ob wir mal Angst haben oder ob wir schon mal in einen Sturm gekommen sind.
Jan: Stürme kann man gut vermeiden, indem man zum Beispiel nicht gerade in der Karibik in der Hurricane Season losfährt. Jetzt gerade in den Passatwinden haben wir wirklich seit 4 Monaten den gleichen Wind, der eigentlich immer aus Osten kommt. Wir hatten schon ein paar Mal etwas stärkeren Wind, aber wir haben noch keinen Sturm erlebt, so wie man das vielleicht in Filmen sieht.
Und ob wir schonmal richtig Angst hatten? Wir hatten eine Erfahrung, die war nicht so schön. Das war, als wir Ende Oktober aus Gibraltar los in Richtung Kanaren gesegelt sind. Gerade, als wir aus der Straße von Gibraltar auf den Atlantik raus sind, ungefähr 7 Meilen [ca. 11 km] von der marokkanischen Küste entfernt, trieben zwei Menschen im Wasser. Jessie hat die beiden vom Cockpit aus gesehen und sagte zu mir: “Da sind zwei Leute im Wasser!”. Unsere erste Reaktion war eher, das kann ja nicht sein. Wir hatten ungefähr 30 Knoten Wind und eine ziemlich hohe Welle. Jessie hat über Funk einen MAYDAY Relay Call an die spanische Küstenwache gesendet und unsere Position durchgegeben. Wir haben erstmal versucht, uns das irgendwie zu erklären: Vielleicht sind das Piloten, oder sie sind schiffbrüchig und ihr Schiff ist untergegangen – Man versucht es einfach, sich logisch zurechtzulegen, denn wie sonst sollen da mitten im Atlantik Menschen im Wasser treiben? Wir haben schnell die Segel reingeholt, das Boot umgedreht und mit dem Fernglas versucht, die Personen wiederzufinden. Gegenan in den Wind und in die Welle sind wir mit ganzen 2 Knoten vorangekommen. Da kann die Situation schnell unübersichtlich werden, und wir dachten anfangs, mehrere Leute gesehen zu haben. Da gehen einem so einige Horrorszenarien durch den Kopf. Als wir sie dann endlich wiedergefunden haben und etwas näher rankamen, haben wir gesehen, dass da zwei junge Männer waren. Der eine saß auf einem großen schwarzen Gummireifen, der andere war im Wasser und hatte einen kleineren Schwimmreifen. Die Reifen waren mit Seilen aneinander gebunden. Wir haben erstmal versucht, Abstand zu halten, da wir keines der Seile in unseren Propeller bekommen wollten. Die spanische Küstenwache antwortete uns, dass Marokko zuständig sei, dann ging es ein bisschen Hin und Her. Weil wir nicht ganz so weit von der Küste waren, haben wir damit gerechnet, dass die Seenotrettung in einem Speedboot schnell da sein würde. Wir haben die beiden also im Auge behalten und Kontakt mit der Küstenwache gehalten. Ich weiß nicht, wie lange die beiden schon im Wasser waren, aber sie hatten jedenfalls noch genug Kraft, sich über Wasser zu halten und sich auf den großen Reifen zu ziehen. Da wir nur zu zweit an Bord waren, haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht versucht, die beiden an Bord zu holen, denn bei den Bedingungen war uns das Risiko, dass wir uns oder die Männer dabei verletzen, zu hoch. Ungefähr 2 Stunden nach unserem MAYDAY und kurz vor Sonnenuntergang hat die marokkanische Küstenwache die beiden aus dem Wasser gerettet. Wir blieben bis zum Schluss in unmittelbarer Nähe.
Jessie: Das war alles am Anfang unserer Passage auf die Kanaren. Vor uns lagen noch 4 Tage auf See. Emotional waren wir beide da ganz schön mitgenommen. Nachdem die Männer gerettet waren, hat sich die Küstenwache bei uns bedankt. Die beiden hätten die Nacht nicht überlebt. Die wären auf den offenen Ozean rausgetrieben, kein Schiff hätte sie gesehen. Es war reiner Zufall und unglaubliches Glück für die Männer, dass wir zu diesem Moment an genau dieser Stelle mit unserem Schiff vorbeikamen und ich etwas aus dem Augenwinkel im Wasser bemerkt habe. Man denkt dann an alle jene, die nicht gerettet werden. Wie viele Menschen täglich ihr Leben riskieren, ertrinken oder auf den Ozean hinausgetrieben werden. Wie gefährlich und ungnädig der Ozean sein kann.
Jan: Das Ganze war ein ganz krasser Reality-Schock. Vor allem in den Kanaren und entlang der afrikanischen Küste bekommt man öfter über Funk mit, wenn Flüchtlingsboote gesichtet werden. Dass man selbst so nah an so eine tragische Situation gerät, darauf kann einen niemand vorbereiten. Wir haben zwei Menschen das Leben gerettet. Das war schon eigentlich das härteste und einschneidendste Erlebnis, das wir hatten.
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Was ist jetzt euer Plan für die Zukunft?
Jan: Wir sind jetzt langsam auf dem Weg in den Süden nach Grenada. Dort holen wir Mitte Juni das Boot raus und kommen erstmal über die Hurricane Season nach Europa. Wir schauen uns unterwegs noch Dominica an, und wir müssen in Martinique noch ein paar Erledigungen machen. Anfang November geht es dann wieder zurück zum Boot, und dann segeln wir in Richtung Bahamas. Und danach ist alles noch sehr weit weg!
Jessie: Segeln und Pläne machen… Ich sag’s doch!
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