Ein eigenes Boot und den Wind in den Segeln spüren. Die Freiheit auf dem Meer genießen und abschalten vom Alltag. Diesen Traum haben sich Emmy und Tjark erfüllt und lernen jetzt das Segeln auf ihrem Boot, der „Meera“. Die beiden sind seit knapp 2 Jahren stolze Besitzer einer Maxi 84 und verbringen jede freie Minute mit dem Segeln auf der Ostsee und bringen das Boot auch selbst wieder auf Vordermann!
Wir haben die beiden rund um Ihr Leben auf der Meera interviewt!
Was hat euch als blutige Anfänger dazu bewegt, euch ein Segelboot zu kaufen und dann noch dazu ein älteres Modell?
Tjark: Emmys Papa hatte früher ein kleines Segelboot, auf dem sie häufig mitgesegelt ist. Daher hatten wir immer mal Berührung mit dem Thema. Ich selbst hatte eigentlich gar keine Beziehung zum Segeln. Wir sind dann mal bei Freunden von Emmys Eltern mitgesegelt, und das hat uns beiden super gefallen! Wir haben gemerkt, dass das etwas ist, was wir beide super spannend finden und selbst ausprobieren wollen. Also haben wir uns alle Möglichkeiten durch den Kopf gehen lassen und kamen zu dem Entschluss: „Wenn wir das machen, dann machen wir das richtig.“ Die Frage, ob man ein altes oder neues Boot kauft, gab es mit unserem Budget gar nicht.
Wir wollten erstmal klein anfangen und ein gebrauchtes, solides Boot für maximal 7000 € kaufen, das sich gut zum Segeln in der Ostsee eignet. Als wir uns mit verschiedenen Bootsmodellen vertraut gemacht haben, haben wir schnell gemerkt, dass unsere Wünsche mit dem Budget nicht zusammenpassen. Wir wollten ein Boot, welches für Anfänger wie uns beherrschbar sein sollte und eine gute Basis für die weitere Entwicklung bietet. Es sollte also etwas Langfristiges werden. Über Freunde sind wir auf die „Maxis“ aufmerksam geworden und das 84er-Modell würde perfekt zu uns passen. Mit ein bisschen Glück haben wir die auch gefunden. Wer sich für die ganze Story interessiert, kann die gerne bei YouTube und Instagram unter Sailing Meera nachgucken!
Wenn man ein Boot hat, gehört auch mehr dazu als nur das Segeln an sich. Ihr beschäftigt euch auch viel mit dem Refit – habt ihr da Hilfe oder stemmt ihr alles alleine?
Emmy: Also den größten Teil stemmen wir eigentlich alleine.
Wir haben erstmal bei Youtube geschaut, bei Google recherchiert und Freunde und Bekannte gefragt. Viele Arbeiten waren für uns komplett neu, sodass wir sehr dankbar für jede Hilfestellung war. Die erste große Arbeit beim Refit war die Erneuerung des Unterwasserschiffs. Da haben wir einfach die Schwarmintelligenz der Community genutzt und gefiltert. Segler helfen sich untereinander und, dass das stimmt, haben wir seit dem ersten Tag sofort gemerkt.
Tjark: Am Anfang hat es sich falsch angefühlt, die Arbeiten ohne Erfahrung selbst zu machen. Denn ein Boot bleibt nicht einfach am Straßenrand liegen wie ein Auto, sondern geht im schlimmsten Fall unter. Mit viel Mut, logischem Denken und der Hilfe von anderen Seglern haben wir bisher jede Reparatur geschafft. Und toi, toi, toi – bisher hat alles gehalten!
Emmy: Wir waren schon sehr naiv. Das Erste, was wir fürs Boot gekauft haben, war Geschirr. Das Boot wurde als segelfertig verkauft und wir haben das gar nicht hinterfragt. Wir dachten, wir richten uns schön ein, kaufen ein paar Kleinigkeiten und dann kann es losgehen. Und nachdem man das ganze Geld für vorwiegend dekorative Dinge und Geschirr ausgegeben hat, denkt man sich: Vielleicht brauchen wir auch mal etwas Praktischeres wie einen Werkzeugkoffer!
Tjark: Ich habe das Glück, dass Emmy sowas richtig gut durchstrukturiert. Wir haben Sachen angeguckt und dachten: Das müssen wir vielleicht machen. Dann haben wir quasi für jeden Bereich einen eigenen DIN A4 Zettel erstellt, auf dem alle benötigten Arbeitsschritte und Materialien aufgelistet waren. Ein klarer Plan und die entsprechende Vorbereitung haben uns bisher bei jeder Arbeit am Boot eine Menge Kopfschmerzen erspart. Unsere Planung hat manchmal super geklappt und manchmal auch gar nicht. Denn der beste Plan geht manchmal nicht auf, wenn das Wetter nicht mitspielt.
Gibt es irgendwas, was ihr gerne früher gewusst hättet?
Tjark: Was wir auf jeden Fall nicht gerne vorher gewusst hätten ist, wie unglaublich anstrengend die Unterwasser-Schiff-Sanierung ist. Wir haben naiv angefangen und dachten, wir nehmen einen Exzenterschleifer und schleifen dann an einem Tag das ganze Unterwasserschiff.
Emmy: Zu Anfang haben wir aus einem Sonderposten-Baumarkt für 1,50 € Schleifpapier gekauft. Nach 3 Minuten schleifen auf derselben Stelle hat sich nichts verändert.Tjark hat dann bei Google nach einer Alternative gesucht und Schleifgitter gefunden. Davon hatten wir noch nie gehört, aber die haben Wunder bewirkt und das Projekt gerettet.
Tjark: Gott sei Dank wussten wir vorher nicht, wie viel Aufwand das ist! Zu zweit haben wir dafür 6 Tage gebraucht.
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Tjark: Wir haben am Anfang gesagt, dass der Fokus erstmal auf dem Segeln an der Ostsee liegt. Die haben wir vor der Haustür und ist ein so schönes und vielseitiges Revier. Die Nordsee ist dann ja auch nicht so weit weg.
Das Boot ist zum Segeln in der Ostsee perfekt. Irgendwann kommt bestimmt der Zeitpunkt, an dem man gerne mal mehr als 4 Monate im Jahr segeln würde. Aber bevor wir uns damit beschäftigen, müssen wir uns einfach noch verbessern!
Wenn wir im Mittelmeer oder in der Karibik segeln, dann kann es nicht nur anspruchsvoller sein, sondern man ist auch insgesamt länger unterwegs. Dann kommt die Frage auf: Wenn es nicht nur Urlaub ist oder mal ein Daysailer, dann lebt man auf dem Boot. Und das wird auf achteinhalb Metern für uns auf jeden Fall zu eng.
Emmy: Unsere Meera ist unser Baby. Bei uns ist es nicht so, dass wir irgendein Boot kaufen, mit dem Ziel unbedingt irgendwo hin zu wollen. Wir wollen mit unserer Meera zusammen wachsen und Abenteuer erleben. Über alles, was danach kommen könnte, denken wir noch gar nicht nach.
Tjark: Bis jetzt passt auch alles super! Wie gesagt: Segeln an der Ostsee, Dänemark, Schweden, vielleicht irgendwann auch Norwegen. Die baltischen Länder reizen uns auch sehr und noch viele mehr steht auf unserem Wunschzettel. Bevor man mit dem eigenen Boot ins Mittelmeer segelt, würden wir jedem empfehlen erstmal zu chartern. Aber eigentlich wollen wir mit dem eigenen Boot überall hin segeln.
Mal abgesehen vom Segeln an der Ostsee – Was ist denn eure Traumdestination?
Emmy: Der typische Traum ist auf jeden Fall mal glasklares Wasser unter seinem Boot zu haben. Ich würde es mega finden, wenn wir irgendwann mal in wärmeren Gewässern sind und da dann vom Boot einfach ins Wasser springen und schnorcheln können. Aber ein aktuell realistisches Ziel für die nächsten Jahre ist Schweden, besonders die Schären. Ich war damals schon als Kind ganz oft in Schweden und es wäre für mich so ein kleiner Traum dort mit dem eigenen Boot wieder hinzukommen.
Tjark: Ansonsten das Mittelmeer natürlich. Wir sind riesige Italien Fans. Und auch über den Atlantik – das einmal in seinem Leben gemacht zu haben, muss schon unfassbar sein. Alles, was dann kommt, ist aktuell zu weit weg, um überhaupt daran zu denken.
Es ist schon krass, wenn man von den YouTube-Kollegen die Abenteuer in der Karibik und im Pazifik mitverfolgt. Wenn man irgendwann auch mal dort ist und den Anker schmeißt, dann muss das ein tolles Gefühl sein
Tjark: Unabhängig von den fernen Zielen, wollen wir auch das „normale“ Segel-Leben zeigen. Ein schönes Boot reicht völlig zum Segeln in der Ostsee. Es gibt hier genug zu erleben und zu entdecken. Dieses „höher-schneller-weiter“ muss nicht unbedingt sein.
Slow living und Alltagsausgleich
Tjark: Natürlich ist auch nicht immer alles toll. Es gibt auch Momente, in denen man kurz zweifelt. Zum Beispiel, wenn man im Winterlager bei 2 Grad den ganzen Tag am Boot arbeitet, dann nach Hause kommt und sich fragt, warum man diesen ganzen Aufwand auf sich nimmt. Es ist wieder etwas Neues kaputt oder funktioniert nicht. Und viel Geld kostet das auch noch.
Wieso sind wir nicht wie „normale“ Menschen und machen einfach 2 Wochen Pauschal-Urlaub?
Aber sobald man das erste Mal wieder auf dem Wasser ist, auch wenn es nur 5 Seemeilen vom eigenen Hafen entfernt ist, ist sofort alles andere vergessen. Der Stress ist vergessen. Winterlager, Anstrengungen und die Ausgaben spielen keine Rolle mehr.
Emmy: Sobald wir im Hafen sind, ist der ganze Rest ausgeschaltet.
Dieses Gefühl, wenn man vom Wasser aus an einen Ort kommt, ist einfach besonders. Es fühlt sich an, als würde man einen ganz neuen Ort erkunden, selbst wenn man vorher schon mal mit dem Auto da war. Dieses Gefühl, dann im Hafen anzukommen, nachdem man lange unterwegs war. Das ist ein anderes Ankommen, einfach einzigartig!
Tjark: Man nimmt die Orte anders wahr. Mit dem Auto fährst du vielleicht mal hin, guckst dich ein bisschen um und dann fährst du wieder. Aber wenn man nach 8 Stunden segeln mit dem Boot ankommt, denkt man, man hat eine halbe Weltreise gemacht.
Emmy: Man nimmt die Orte dann einfach viel bewusster wahr.
Außerdem finde ich, dass Segeln super entschleunigend ist. Wenn der Wind weg ist, dann ist der Wind weg. Dann musst du warten und brauchst Geduld. Und gerade Tjark ist jemand, der nicht so geduldig ist. Aber auch das ist durch das Segeln besser geworden!
Dass man einfach mal sagt, ich kann an dieser Situation hier nichts ändern, mache mir jetzt einen Kaffee und warte. Auch wenn du im Hafen bist und denkst: Jetzt will ich los. Und dann ist es aber neblig draußen. Dann musst du halt warten. Diese Entschleunigung ist irgendwie schön!
Habt ihr Tipps für Segelbegeisterte, die noch kein eigenes Boot haben und damit hapern, sich eins zu kaufen?
Tjark: Da würde ich auf jeden Fall sagen: YouTube-Videos angucken! Mittlerweile gibt es im Internet so viele Infos, da kriegt man ein realistisches Bild. Zum Beispiel wie viel Aufwand das sein kann und was das kosten würde. Das Wichtigste ist aber, es einfach zu machen.
Emmy: Vor allem sollte man sich das auch nicht so kaputt denken. Natürlich braucht man ein bisschen Geld, das man sich angespart hat. Und meistens muss man sich dann dafür im Alltag bei anderen Dingen ein bisschen einschränken. Aber wenn das wirklich der Traum ist, dann würde ich niemals warten, bis ich in Rente bin und mir dann für 200.000 € mein Traumboot zusammenstellen kann.
Tjark: Die Message ist also: Anfangen und sich trauen! Und erstmal klein denken – es ist echt kein Hexenwerk. Wir sind auch erstmal ein bisschen herumgedümpelt und dann wieder in den Hafen gefahren.
Jeder hat mal klein angefangen und wenn man nett fragt, bekommt man auch fast immer Hilfe. Ansonsten fragt einfach uns und wenn wir nicht weiter wissen, dann fragen wir die nächsten. Irgendjemand hatte schon mal genau das gleiche Problem. Informiert euch und fangt an, es ist nicht so schwer wie man denkt.
Wenn Sie jetzt auch Lust auf einen Segeltörn bekommen haben, dann folgen Sie Tjarks Ratschlag und chartern Sie erst einmal um auszutesten welcher Bootstyp zu Ihnen passt!
Egal ob Segelboote, Katamarane, Motorboote und vieles mehr – bei Click&Boat finden Sie mehr als 50.000 Boote weltweit in den verschiedensten Destinationen! Es hat Ihnen speziell das Segeln an der Ostsee angetan? Dann werfen Sie einen Blick in unseren Blogbeitrag zu den schönsten Destinationen an der Ost- und Nordsee!